DC/DC-Wandler in Transportanwendungen

Verschiedene Transportfahrzeuge
Transportanwendungen erfordern spezielle DC/DC-Wandler mit einem weiten Eingangsspannungsbereich und hoher Immunität gegenüber rauen Umgebungsbedingungen sowie EMV-Störungen, weshalb kommerzielle oder standardisierte Bauteile in Industriequalität oft keine zuverlässige Lösung darstellen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die besonderen Anforderungen in Schienenfahrzeugen, Automobilen und Industriefahrzeugen und stellt serienmäßige modulare DC/DC-Wandlerlösungen vor, die diese Spezifikationen erfüllen.

DC/DC-Wandler für elektronische Systeme finden sich in nahezu allen Anwendungen: Verbraucherelektronik, IT, Industrie, Transportwesen und mehr. Meist sind sie in Systeme eingebettet und dadurch gut vor externen Stromschwankungensowie variablen Umgebungsbedingungen geschützt. Im Transportwesen ist das jedoch anders. DC/DC-Wandler werden häufig direkt von Systembatterien gespeist, die gleichzeitig andere Lasten versorgen. Dabei können Spannungsspitzen, Stromstöße und Versorgungsausfälle auftreten.

Die physische Umgebung im Transportwesen ist oft rau und durch Kondensation, Stöße, Schwingungen und schnelle Temperaturwechsel zwischen extremen Werten gekennzeichnet. Zudem herrschen unterschiedliche bestrahlte EMV-Bedingungen mit Emissionen hoher Leistung von anderen Fahrzeugen sowie von Radio-, Fernseh- und Mobilfunkmasten. Modulare DC/DC-Wandler sind zu Standardkomponenten geworden. Selbst kostengünstige Modelle bieten hohe Leistung in Kombination mit Sicherheitszertifizierungen. Doch erfüllen sie die Anforderungen des Transportbereichs? Eine Analyse der Leistungsstandards in diesem Marktsegment zeigt, dass in der Regel Sonderausführungen notwendig sind.

Schwankungen der Nennspannung in Bahn- und Transportanwendungen

Schienenfahrzeuge gelten mit ihren Nennspannungen von 24 bis 110VDC als besonders anspruchsvolle Anwendungen für DC/DC-Wandler. Gemäß EN 50155-2017 „Anwendungen in Schienenfahrzeugen – Elektronische Ausrüstung auf rollendem Material“ können die Nennspannungen um +25%/-30% schwanken. Absenkungen bis auf 60% des Nennwerts und Überspannungen bis 140% sind möglich. Abbildung 1 zeigt die entsprechenden Spannungsbereiche. Laut Norm dürfen solche Über- und Unterspannungen über eine Dauer von 100ms keine Funktionsabweichung verursachen; bei Überspannungen bis zu einer Sekunde ist eine begrenzte Leistungsminderung zulässig. Für Stromwandler ist jedoch schwer zu definieren, welche Abweichung für nachgelagerte Geräte akzeptabel ist, weshalb ein DC/DC-Wandler bei 140% Überspannung dauerhaft stabil arbeiten muss.

Bereich der Versorgungsspannungen für unterschiedliche Nennwerte

Abb. 1: Bereich der Versorgungsspannungen für unterschiedliche Nennwerte gemäß EN 50155-2017 für Schienenverkehrsanwendungen

Abbildung 1 zeigt auch die typischen 4:1-Eingangsspannungsbereiche modularer DC/DC-Wandler und verdeutlicht, dass einige Bauteile lediglich einen Teil der Anforderungen in Schienenfahrzeugen abdecken. Ein idealer Wandler für alle Spannungsvariationen müsste hingegen, wie dargestellt, einen Eingangsspannungsbereich von mindestens 10:1 aufweisen.

Einige Eisenbahnanwendungen erfordern noch immer die Einhaltung von RIA 12, einem älteren Standard, der die Immunität gegenüber Überspannungen bis zum 3,5-fachen des Nennwerts für eine Dauer von 20ms enthält. Bei Systemen mit 110V bedeutet das einen Spitzenwert von 385V und ist mit einem DC/DC-Eingangsbereich praktisch kaum zu erfüllen oder mit einem Überspannungsbegrenzer zu absorbieren. Die Quellimpedanz beträgt nur 0,2 Ohm. Wenn zum Beispiel bei 160V geklemmt würde, müsste der Überspannungsbegrenzer eine Spitzenleistung von 180kW ableiten – was technisch nicht handhabbar ist. Es wurden verschiedene Methoden für den Umgang mit der Überspannung entwickelt. Ein effizienter und von RECOM empfohlener Weg ist es, die Versorgung mit einem Reihen-MOSFET vorzuregeln und einen zeitgesteuerten Ausschalter zu ergänzen, sodass die Verlustleistung im MOSFET dessen Einstufung nicht überschreiten kann, falls die Überspannung weiter besteht. Diese Lösung ist als vorgefertigtes Überspannungsbegrenzermodul für bis zu 300W kontinuierliche Last erhältlich oder kann mit diskreten Bauelementen umgesetzt werden (Abbildung 2).
Skizze eines ‘Überspannungsbegrenzers’ für Anwendungen gemäß RIA 12
Abb. 2: Skizze eines ‘Überspannungsbegrenzers’ für Anwendungen gemäß RIA 12
DC/DC-Wandler für Schienenfahrzeuge müssen häufig auch schnelle transiente Überspannungen vertragen, wie sie in der Normenreihe EN 61000-4-x definiert sind. Diese sind relativ energiearm, sodass einfache LC-Filter und Transientenunterdrücker ausreichend sind. Im Standard EN 50155 sind auch vollständige Unterbrechungen der Stromversorgung mit den drei Klassen S1, S2 und S3 vorgesehen, wobei der schlimmste Fall ein Ausfall der Nenneingangsspannung über 20ms ist, bei dem keine Leistungsminderung erlaubt ist. Das erfordert für den DC/DC-Wandler in der Regel einen externen Überbrückungskondensator.

Ausrüstung für Schienenfahrzeuge unterliegt auch stärkeren Stößen und Schwingungen als in den meisten anderen Anwendungen üblich. Der Standard EN 61373 definiert die Belastungsgrößen für verschiedene Bereiche – von Kategorie 3 (achsenmontiert) bis Kategorie 1 (am Fahrzeug montiert). In allen diesen Fällen erfordert die Konstruktion des Wandlers eine erhöhte Widerstandsfähigkeit, etwa durch konforme Beschichtung offener Leiterplatten und häufig auch durch eine Verkapselung zur Minimierung mechanischer Beanspruchung und zum Schutz vor Feuchtigkeit.

Die Produktpalette der DC/DC-Wandler von RECOM erfüllt viele Anforderungen für Schienenfahrzeuge – mit EN 50155-zertifizierten Produkten von SMD- und DIP24-Bauteilen mit 8W Nennleistung bis hin zu 240W-Brick-Typen mit extragroßem 12:1-Eingangsspannungsbereich, die alle Sollwerte der Norm abdecken. Das Unternehmen bietet außerdem Referenzdesigns an, die eine Filterung gemäß EN 50155 und RIA 12 beinhalten. Bauteile mit AC-Eingang sind bis 10kW Drehstrom erhältlich, wie er typischerweise in Streckenanwendungen verwendet wird.

Industrielle Transportanwendungen stellen ähnliche Anforderungen wie der Bahnsektor

Ein großer Bereich möglicher Batteriespannungen tritt auch in anderen Anwendungen auf, etwa bei elektrischen Gabelstaplern, Hybridfahrzeugen oder USV-Anlagen. Die Nennspannungen der Batterien liegen typischerweise zwischen 12 und 48V, doch Ladespannungen und Überspannungen beim Trennen von Schwerlastmotoren, auch als Lastabwürfe bezeichnet, können die Höchstspannung in einem 12V-System auf 42V oder mehr ansteigen lassen (Abbildung 3). In 48V-Systemen sind die Spannungen entsprechend höher. Da 60V als maximale sichere Spannung definiert ist, können Schaltungen wie die in Abbildung 2 dargestellte Überspannungsbegrenzung eingesetzt werden, um die DC/DC-Eingangsspannung unterhalb dieses Grenzwerts zu halten.

Bei dieser Sicherheitskleinspannung können DC/DC-Isolationssysteme als funktional eingestuft werden und erfordern keine Zertifizierung gemäß höherer behördlicher Einstufung. DC/DC-Wandler mit großem Eingangsspannungsbereich sind weiterhin eine geeignete Lösung für die niedrigeren Eingangsspannungen bei Kaltstartbedingungen. Die Umgebung ist weniger definiert als bei Schienenfahrzeugen, da Nutzung und Einsatzort des Fahrzeugs nicht festgelegt sind. Für einen zuverlässigen Betrieb sind daher Bauteile mit erhöhter Widerstandsfähigkeit empfehlenswert. Da Elektronik zunehmend in landwirtschaftliche Fahrzeuge und schwere Industriefahrzeuge integriert wird, ähneln die Anforderungen an Eingangsspannungsbereich und robuste Bauweise denen im Bahnsektor.

Auftretende Überspannungen bei 12V-Fahrzeuganwendungen (aus LV124)

Abb. 3: Auftretende Überspannungen bei 12V-Fahrzeuganwendungen (aus LV124)

Versorgungsspannungen im Automobilbereich sind klar definiert

Werte der Systemspannungen für 48V-Systeme im Automobilbereich
Abb. 4: Werte der Systemspannungen für 48V-Systeme im Automobilbereich
In Straßenfahrzeugen sind die Versorgungsspannungen durch die gängige Spezifikation für 12V-Systeme LV124 klar definiert, einem 2013 von deutschen Autoherstellern festgelegten Standard. Die in Abbildung 3 gezeigten Spannungen sind typisch und erfordern Wandler, die mit einem Eingangsspannungsbereich von 4:1 arbeiten können. Obwohl verschiedene Hersteller eigene Interpretationen und Anforderungen haben, kann auch der Standard ISO 7637-2 für transiente hohe Spannungen angewendet werden. Negative Transienten können bis zu 2ms lang bei -150V auftreten, während positive Werte wie +150V für 150ns möglich sind. Solche negativen Impulse entstehen durch das Entladen paralleler induktiver Lasten. Die Transienten besitzen relativ geringe Energie und lassen sich mit LC-Filtern und Überspannungsbegrenzern wirksam dämpfen.

In der Automobilbranche wächst das Interesse an DC-Systemen mit 48V für Hybridfahrzeuge, um die Anforderung zu erfüllen, dass neu zugelassene Pkw ab 2021 weniger als 95g CO₂ pro km emittieren dürfen. Eine vollständige Umstellung des Marktes auf vollelektrische Fahrzeuge wird bis dahin nicht realisierbar sein, weshalb Hybridfahrzeuge die praktikable Lösung für größere Fahrzeuge darstellen. Ein System mit Versorgungsspannungen von 12V und 48V ermöglicht eine bessere Kraftstoffausnutzung und geringere Emissionen, da die 48V-Batterie zusätzliche Beschleunigung liefert und Nebenaggregate wie Öl- und Wasserpumpe versorgt, die im elektrischen Betrieb effizienter arbeiten.

48V-Systeme weisen ähnliche Über- und Unterspannungsprozentsätze auf wie 12V-Systeme, unterliegen jedoch zusätzlich der Randbedingung, die Spannung unterhalb der sicheren Grenze von 60V zu halten, um kostenintensive zusätzliche Isolationssysteme zu vermeiden. Der Standard VDA 320 definiert die entsprechenden Spannungswerte (Abbildung 4).

Wird in solchen Systemen ein modularer DC/DC-Wandler eingesetzt, etwa für Infotainment- oder Navigationsanwendungen, kann ein Eingangsspannungsbereich von 4:1 (18 bis 72V) ausreichend sein. Das Bauelement muss jedoch trotzdem den Anforderungen in Bezug auf Stoß- und Schwingungsfestigkeit entsprechen und auch bei großen Temperaturschwankungen zwischen einem geparkten Fahrzeug unter arktischen Bedingungen und Hitze in tropischen Regionen zuverlässig funktionieren.

Modulare DC/DC-Wandler erfüllen die Standards für Transportanwendungen

Die Anforderungen an DC/DC-Wandler im Transportbereich lassen sich zuverlässig mit Standardlösungen von Unternehmen mit langjähriger Erfahrung wie RECOM und RECOM Power Systems erfüllen. Die umfangreiche Produktpalette umfasst Modelle mit extragroßem Eingangsspannungsbereich von 12:1 mit Zertifizierung gemäß EN 50155 für Schienenfahrzeuge sowie Produkte mit erhöhter Widerstandsfähigkeit für Automobile und Industriefahrzeuge. Die Produkte von RECOM gewährleisten durch gründliche Designüberprüfung und Validierung eine lange Lebensdauer und optimale Leistung. Die Tests umfassen eine vollständige Leistungscharakterisierung, HALT, Temperaturzyklen und Hochtemperaturprüfungen.
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