Gallium Nitrid (
GaN)-Halbleiter sind High Electron Mobility Transistoren (HEMT), eine Klasse von Transistoren, die für ihre nahezu idealen Schalteigenschaften bekannt sind. In einem HEMT bewegen sich die Elektronen innerhalb der Kristallstruktur als zweidimensionales Elektronengas mit extrem hoher Mobilität, was ein Gerät mit exzellenter Leitfähigkeit und niedrigem RDS(ON) ermöglicht. Die einzigartigen Eigenschaften von GaN erhöhen die Durchbruchsspannung, wodurch die internen Transistor-Schichten dünner und enger zusammengefasst werden können. Dies verbessert die Schaltgeschwindigkeit und reduziert die Gate-Kapazität.
Enhancement-Modus GaN-Transistoren (E-HEMTs) verfügen über eine Verarmungszone unter dem Gate, die den Elektronenfluss blockiert, bis eine positive Gate-Spannung relativ zum Source-Pin angelegt wird. Da diese Verarmungszone extrem dünn ist, wird nur eine geringe Menge an Ladung benötigt, um das Bauteil ein- oder auszuschalten, was Schaltgeschwindigkeiten im MHz-Bereich ermöglicht, ohne dass nennenswerte Schaltverluste auftreten.
Abb. 1: Schematischer Aufbau eines Enhancement Mode GaN-Transistors im AUS- und EIN-Zustand
Die extreme Dünnheit der Gate-Isolationsschicht bedeutet, dass hohe Gate-Source-Spannungen einen internen Überschlag verursachen können, obwohl das Material selbst eine hohe Durchbruchsspannung aufweist. Ein GaN E-HEMT erreicht eine typische volle Anhebungsspannung bei 7V, wird jedoch beschädigt, wenn die VGS ±10V überschreitet – deutlich niedriger als die Gate-Spannungen, die in
IGBT- oder SiC-Gate-Treibern üblich sind. Aufgrund der extrem schnellen Anstiegs- und Abfallzeiten des kapazitätsarmen Gate-Kanals kann jede übermäßige Induktivität in der externen Gate-Ansteuerung zu Spannungsspitzen oder Überschwingen führen, was das Überschreiten dieser Spannungsgrenzen zur Folge haben könnte. Eine Gate-Treiberspannung von 6V stellt daher einen guten Kompromiss zwischen hoher Effizienz und sicherem Betrieb dar.
IGBT- oder SiC-Gate-Treiberschaltungen schalten typischerweise mit einer negativen Gate-Treiberspannung ab, um die Ladungsentnahme aus der Gate-Kapazität zu beschleunigen und die Abschaltzeit zu verringern. Im Gegensatz dazu haben GaN-Transistoren eine so geringe Gate-Kapazität, dass eine negative Gate-Spannung nicht notwendig ist. Eine Gate-Spannung von 0V schaltet den HEMT zuverlässig in Nanosekunden ab. Nur bei übermäßiger Layout-Induktivität würde eine negative Gate-Ansteuerung Schutz vor unbeabsichtigtem Einschalten durch Überschwingen bieten. Da HEMTs jedoch keine Body-Diode wie MOSFETs besitzen und symmetrisch leitend sind, erhöht eine negative Gate-Spannung die Rückwärtsleitungsverluste. Eine einseitige Gate-Treiberspannung von 6V-0V ist daher ideal.
Abbildung 2 zeigt die typischen Gate-Treiberspannungen, die für GaN verwendet werden, sowie zum Vergleich die Gate-Treiber-Versorgungsspannungen für IGBT- und SiC-Geräte der 1. und 2. Generation.
Abb. 2: Typische Gate-Treiber-Versorgungsspannungen für IGBT-, SiC- und GaN-Treiber