Bei der Wahl eines kommerziellen Induktors für den EMV-Filter auf der Eingangsseite eines DC/DC-Wandlers geben die Informationen im Datenblatt (Abbildung 4) des Induktor-Herstellers normalerweise kaum mehr als Induktivität, DC-Widerstand und manchmal die Resonanzfrequenz an. Das kann zwar die Dämpfung des reflektierten Rippelstroms am Eingang um einen bestimmten Betrag ermöglichen, die Dämpfung von Störspitzen und deren Spektrum ohne Angaben zu den parasitären Komponenten ist jedoch nur schwer vorherzusagen. Wie bereits am Ausgangsfilter gesehen, werden Hochfrequenzeffekte wie Kernverluste einen starken Einfluss auf die Störungsdämpfung haben. Es ist verständlich, dass Hersteller der Induktoren diese Informationen nicht angeben, da es viele Variablen gibt. Der Kernverlust hängt beispielsweise von der Amplitude des AC-Anteils der Wellenform sowie ihrer Form ab. Außerdem hängt er von der Frequenz, dem DC-Bias-Strom und der Temperatur ab.
Abb. 4: Typischer Eingangs-EMV-Filter eines DC-DC-Wandlers
Die Wahl des optimalen Induktors schwierig und kann schlimmstenfalls zu leitungsgebundenen und abgestrahlten Störungen führen, welche die operationellen oder sogar die gesetzlichen Grenzwerte überschreiten. Eventuell wird das erst festgestellt, wenn ein Endprodukt unabhängigen EMV-Prüfungen unterzogen wird. An diesem Punkt sind Änderungen sehr kostspielig.
Falls eine entsprechende Prüfumgebung einschließlich Antennen und EMV-Kammer verfügbar ist, können Muster-Induktoren mit denselben Nennwerten von unterschiedlichen Herstellern in der Schaltung ausprobiert werden, um die Ergebnisse in der Praxis zu testen. Ein großer Wert der Induktivität scheint eine gute Idee zu sein, aber die Resonanzfrequenz verringert sich und ein physisch kleines Bauteil hat wahrscheinlich einen hohen DC-Widerstand, was je nach Last am Wandler zum Spannungsabfall führt und etwas Leistung vergeudet. Große Induktoren haben zudem auch eine große Eigenkapazität, was die Hochfrequenzdämpfung vermindert. Ein weiterer Aspekt ist, dass eine große Induktivität selbst bei Änderungen des Laststroms Spannungsspitzen verursacht. Eine kleinere Induktivität mit einem größeren Kondensator ist eine Option. Falls aber aus Kosten- und Platzgründen ein Elektrolytkondensator verwendet wird, hat er weniger gute Hochfrequenz-Eigenschaften. Andere Arten wie Keramikkondensatoren sind im Hochfrequenz-Bereich gut, aber bei hohen Kapazitäten groß und teuer.
Die richtige Kombination aus Induktor und Kondensatoren ist ein Kompromiss zwischen Kosten, Größe und Leistung. Für Induktoren gibt es eine verwirrende Auswahl auf dem Markt. Es gibt Typen mit Ferrit- oder Eisenpulverkern und manch exotische Varianten wie polykristalline Kerne, dann sind Walzen-, Ring- und ‘E’-Formen zu berücksichtigen sowie durchkontaktierte oder SMD-Montage, was sich ebenfalls auf die Leistung auswirken kann. Ein Käufer findet sehr unterschiedliche Preise für Bauelemente, die scheinbar gleiche Spezifikationen für Induktivität und Nennstrom haben.
Jeder angebotene Induktor ist jedoch für bestimmte Anwendungen geeignet. Typen mit Ferritkern haben die geringsten Verluste, aber das Material ist teurer als Eisenpulver. Eisenpulver ist toleranter gegenüber Überstrom und behält seine Induktivität besser bei als Ferrit. ‘Ringförmige’ oder Toroid-Kerne haben geringe magnetische Streufelder, sind aber schwieriger zu wickeln und abzuschließen als Walzen- oder ‘Bobine’-Kerne. Daher müssen bei der Auswahl der optimalen Lösung Ingenieure aus allen Bereichen Konstruktion, Produktion, EMV, Einkauf und Verfahrenstechnik einbezogen werden.